Briefe

(Von drei Vogonen aus der Evolution gekickt)


Menno, erst habe ich vergessen den Kaffee umzurühren, und dann war ich zu faul nochmal in die Küche zu gehen und mir einen Löffel zu besorgen um das nachzuholen.

Deshalb war der Kaffee erst zu bitter und jetzt wird er immer milchiger.

Eigentlich schon wieder ein Grund um aus dem Fenster zu springen.

Tatsächlich gäbe es ja noch einen weiteren Grund.

Denn der reguläre Weg, durch die Wohnungstüre und dann die Treppe runter, führt mich unweigerlich an diesem Monstrum vorbei, diesem kleinen, eckigen und oben mit einem Schlitz versehenen Mistding, das den bürgerlichen Namen "Briefkasten" trägt.

Ich will diesem an sich harmlosen Behälter für allerlei auf Papier gedruckte, und manchmal auch geschriebene, Nachrichten und Mitteilungen im Grunde keine bösen Absichten unterstellen...

ABER...

Genau DAS mache ich jetzt mal doch.

Denn auch wenn sich hin und wieder (so erst kürzlich wieder) durchaus positive Dinge in ihm finden...

In der Regel sind es Briefe von katastrophalem Inhalt.

Diese Art Post, die man am liebsten gar nicht öffnen, sondern sofort im Papiermüll entsorgen möchte.

Da einem das aber nur bedingt und vor allem nur ein paar Tage weiterhilft, öffnet man sie dann doch.

Die Arme so weit wie möglich vom Gesicht entfernt, die Augen zusammengekniffen, wird der Umschlag Millimeter für Millimeter aufgerissen.

Dann hole ich TIEF Luft und nehme allen Mut zusammen, bevor ich das meist zweimal längs gefaltete Stück Papier entnehme.

Als erstes springt mir dann das in blutroter Farbe und in 20-Punkt-Schrift gedruckte Wort "MAHNUNG" entgegen.

Eventuell noch mit dem Zusatz "ALLERLETZTE".

Des Weiteren steht dann noch da, dass man nun wirklich die Geduld verloren hätte und sollte ich nicht bis zum xx.xx.xxxx den Betrag von xxx,xx Euro bezahlen, würde man mir ein paar Fingerbrecher schicken, um meine Zahlungsmoral ein wenig anzuheben.

"Um Gottes Willen...das habe ich ja TOTAL vergessen..." seufze ich und versuche die Erinnerung an einige vorherige Briefe desselben Absenders zu verdrängen.

Nachdem ich dann 3 Minuten auf dieses Schreiben gestarrt und mir den Kopf nach einer Lösung zermartert habe, zucke ich mit den Achseln, knüddel den Brief in die Jackentasche und beschließe, mich später darum zu kümmern und erstmal meiner Wege zu gehen.

Naja...so etwa hat man sich das vorzustellen.

Und dieser unschuldige Briefkasten wird in meiner Vorstellung immer größer und fieser, bekommt Zähne und Sabber am Schlitz und manchmal träume ich, er käme nachts zu mir ins Bett gekrochen und bespuckt mich mit Mahnungen bis ich keine Luft mehr bekomme und schweissgebadet erwache.

Aber heute werde ich mich ihm stellen wie ein Mann, auch wenn ich anschließend wahrscheinlich heulen werde wie ein altes Waschweib.

Oder wie ein französischer Soldat.

Mal sehen...